Max und Gertrud Boas

Max Boas, geb. 15. 5. 1871 in Züllichau, Kr. Schwiebus (heute Sulechów, PL), emigrierte im Dezember 1938 nach Brasilien, verstorben am 15. 2. 1954 in Sao Paulo.

Gertrud Boas, geb. Joseph, geb. 1. 11. 1874 in Berlin, emigrierte im Dezember 1938 nach Brasilien, verstorben am 27. 6. 1946 in Sao Paulo.

Adresse in Werder:  Am Zernsee 1–2

 

Max Boas war von Beruf Kaufmann und bis ca. 1930/1931 Inhaber eines Großhandelsgeschäfts mit mehreren Einzelhandelsfilialen in Berlin und im übrigen Reichsgebiet für »feine Lederwaren, Glas, Porzellan und Kristallwaren«. Infolge der Wirtschaftskrise mußte er sein Geschäft deutlich verkleinern und betrieb seitdem nur noch ein größeres und gut eingeführtes Einzelhandelsgeschäft in der Berliner Invalidenstraße 125. Dieses Geschäft wurde in der  Pogromnacht im November 1938 zerstört und geplündert. Bereits im darauffolgenden Monat sind Max und Gertrud Boas über Paris und Genua nach Brasilien ausgewandert, das Geschäft wurde zu einem weit unter Wert liegenden Preis über die » Deutsche Arbeitsfront« verkauft. Die Einrichtung der Privatwohnung der Familie in Berlin–Schöneberg wurde vor der Auswanderung gleichfalls weit unter Wert verschleudert.

In Werder besaß Max Boas Am Zernsee 1–2 ein großes Villengrundstück mit Villa, Gärtnerhaus, Pavillon und Bootshaus, das aber bereits Jahre vor der Emigration weiterverkauft wurde.

Im » Aufbau«, der deutschsprachigen Zeitschrift jüdischer Emigranten in New York, ist am 26. 7. 1946 eine Todesanzeige für Gertrud Boas erschienen, die am 27. 6. 1946 in Brasilien verstorben ist. Aus der Anzeige geht hervor, dass die Kinder Ernst Wilhelm, geboren am 27. 1. 1896 in Berlin, und Else, geboren am 9. 8. 1902, in Sao Paulo überlebt haben, und Erna, geb. 8. 1. 1899 in Berlin, nach dem Krieg mit ihrem Ehemann Dr. Herbert Marcuse in New York gelebt hat. Die beiden hatten im Jahr 1920 geheiratet. Herbert Marcuse hatte sein Notariat in Potsdam 1935 aufgeben müssen. Das Ehepaar Marcuse hat 1945 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erlangt.

Quellen: BEG–Akte Nr. 53.925; SAW: Adressbücher.