Richard Rosendorff

Richard Rosendorff, geb. 31.7.1875 in Stolp/Pommern (heute: Słupsk, PL), von 1924/25 bis 1934 Hausbesitz in Werder, verließ Deutschland 1935, emigrierte 1939 nach Australien, weiteres Schicksal nicht ermittelt.

Adresse in Werder: Am Plessower See 159

 

Richard Rosendorff wurde am 31.7.1875 als Sohn des Kaufmans Gustav Rosendorff und seiner Frau Nanny, geb. Müllerheim in Stolp/Pommern geboren und studierte nach dem Abitur von 1895 bis 1898 Rechts– und Staatswissenschaft in München und Berlin. Nach der ersten juristischen Staatsprüfung war er seit November 1898 als Referendar am Oberlandesgericht Stettin angestellt. 1899 promovierte er an der Universität Erlangen mit einer Arbeit zum Thema »Das Wechselblanket«. Seit 1907 hatte er eine Anwaltskanzlei in Berlin–Mitte.

1924/25 ließ er sich von dem Berliner Architekten David Seiden (1872–1943) in Werder, Glindower Weg (heute Am Plessower See) 159 ein Landhaus errichten: »Ein mehrgliedriger Putzbau mit expressionistischen Elementen, bestehend aus zwei durch einen Verbindungsgang verknüpften Haupttrakten. Das während der NS-Zeit »Judenburg« genannte und 1938 demolierte Anwesen [war] nach 1945 Wohnsitz des Schriftstellers Hasso Grabner« (M. Cante). David Seiden, im Oktober 1942 als Jude nach Theresienstadt deportiert und dort am 13.4.1943 gestorben, hatte auch das Bootshaus für Fritz Haußmann entworfen.

1934 übernahm der evangelische Pfarrer und Schriftsteller Ernst von Jaminet das Haus. In der Pogromnacht vom November 1938 wurde auch dieses Grundstück von einem Nazitrupp verwüstet, wohl weil man es irrtümlich noch für jüdischen Besitz hielt; dem Vernehmen nach kam die Stadtkasse für die angerichteten Schäden auf.

Richard Rosendorff war in erster Ehe verheiratet mit Elva Dorothy Rosendorff, geb. Philippson, die aus Adelaide in Australien stammte. Aus dieser Ehe stammte Hans Gunther Rosendorff, geb. 2.10.1910 in Berlin, der nach 1933 sein Studium der Rechts– und Wirtschaftswissenschaften nicht fortsetzen konnte und über Paris und London 1937 nach Australien emigrierte. Auch Richard Rosendorff, der Deutschland wohl schon 1935 verlassen hatte, emigrierte mit seiner zweiten Frau 1939 nach Australien.

Quellen: BLHA: Rep. 36 A (II), Karteikarte, Akte Nr. 31722, Grundbuch Werder Bd. 28, Bl. 1562; SAW: Bauakte; UAE: Promotionsakte Rosendorff (UAE C 2/3 Nr. 1942); M. Buchinger – M. Cante, Denkmale in Brandenburg, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Teil 1: Nördliche Zauche, 2009, S. 580; David Black, Rosendorff, Hans Gunther (1910–1983), Australian Dictionary of Biography, National Centre of Biography, Australian National University, http://adb. anu. edu.au /biography/ rosendorff–hans–gunther–14196/text 25208 (6. April 2015); Myra Warhaftig, Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933 – Das Lexikon. 500 Biographien, Berlin 2005, S. 443f. (Zu David Seiden).