Willi Rosenberg

Willi Rosenberg, geb. 6.4.1898 in Hohensalza (heute Inowrocław, PL), in Werder ansässig von 1922 bis 1936, verzog dann nach Berlin, emigrierte Anfang 1938 nach Argentinien, war später amerikanischer Staatsbürger.

Adresse in Werder: Eisenbahnstraße 175

 

Willi Rosenberg war der Sohn von Eduard und Berta Rosenberg, geb. Cohn; in Werder betrieb er seit 1922 in der Eisenbahnstraße 175 ein »Bahnamtliches Rollfuhrunternehmen mit Möbeltransport«. Ein zweites Grundstück lag an der Ecke Eisenbahnstraße / Kesselgrundstraße (Nr. 62). Im September 1936 vermietete er die Spedition an Paul Fitzner, ein NSDAP–Mitglied aus Werder, aller Wahrscheinlichkeit nach unter dem Druck antijüdischer Boykottmaßnahmen. Am 1. April 1938 emigriert er, wie es scheint direkt, nach Argentinien. Für seine Grundstücke in Werder wird auf Veranlassung des Finanzamtes Beelitz 1939 ein Zwangsversteigerungsvermerk eingetragen und im Februar 1940 ein »Abwesenheitspfleger« bestellt: »Die Bestellung des Abwesenheitspflegers ist dringend erforderlich, um die jüdischen Vermögenswerte in arische Hände zu überführen und die Schulden des Juden zu begleichen. Es liegen mir bereits Kaufangebote für die Grundstücke vor«. Im Oktober 1940 setzt das Finanzamt nach: »Die Judensache darf keinen Aufschub mehr erfahren«. Danach geht es schnell, noch im Oktober werden Rosenbergs Grundstücke an zwei Bürger aus Werder verkauft; das Grundstück Eisenbahnstraße 175 und die Spedition an Paul Fitzner. Kauferlös und Mieteinnahmen in Höhe von ca. 41.000 RM gingen fast vollständig an das Finanzamt Beelitz zur Begleichung angeblicher Steuerschulden.

1945 wird Paul Fitzner auf Grund des SMAD–Befehls Nr. 124 enteignet, ein Antrag Curt Olschowskis auf Erwerb der Firma scheitert; im August 1946 wird sie in »Volkseigentum« überführt, »Rechtsträger« wird der »VVB Verkehr«. Das Geldvermögen Fitzners, drei Altkonten mit zusammen ca. 35.000 RM, geht an den »Rat der Stadt Werder« als Rechtsträger. Versuche Rosenbergs, 1948 seinen Besitz rückübertragen zu lassen, scheitern.

Quellen: BLHA: Ld. Br. Rep. 250 Landratsamt Zauch–Belzig Nr. 456, Rep. 203 Amt zum Schutze des Volkseigentums ESA 5026 und BET 1412, Rep 5 E AG Werder, Nr. 197, GA bzw. GB Bd. 75, Bl. 3039, Bd. 54, Bl. 2442 (betr. Eisenbahnstr. 109!), Bd. 99, Bl. 3565.